Spitzenhandball in der Grafschaft Bentheim
Drei HSG-Spielerinnen für die Landesauswahl gesichtet
11 Apr
Drei HSG-Spielerinnen für die Landesauswahl gesichtet
Insgesamt sieben Talente aus der Grafschaft im Kader
GN Online vom 11.04.2024, 14:52 Uhr von Frank Hartlef
Das kann sich sehen lassen: Wenn demnächst in Hannover der weibliche Jahrgang 2011 für die Landesauswahl gesichtet wird, dann präsentieren sich gleich sieben Talente aus vier Grafschafter Vereinen den Trainern des Handballverbands Niedersachsen Bremen (HVNB). Die HSG Nordhorn stellt mit Mia Cosmann, Luise Hofsink und Eline Verjans drei Spielerinnen; von der SG Neuenhaus/Uelsen sind Lotta-Marie Schwenkner und Anna Zwafink dabei; komplettiert wird das Kontingent aus dem Kreisgebiet durch Ella Brink vom FC Schüttorf 09 und Marlit Niemeyer von Vorwärts Nordhorn.
Sichtung für die Landesauswahl in Hannover
Dieses Septett, das einst unter den HRBE-Trainern Yvonne Aust und Ulrich Körner sowie Frieda Holtvlüwer und Tanja Veldboer seine Auswahl-Karriere gestartet hat, gehört am 30. April und 1. Mai bei der Sichtung in der Akademie des Sports in der Landeshauptstadt zur Auswahl der Handballregion West, die sich in einem Turnier mit den vier übrigen Regionen Niedersachsens misst. Zudem werden die insgesamt 80 Spielerinnen vom Trainerstab des HVNB um Landestrainerin Christine Witte in mehreren Trainingseinheiten auf Herz und Nieren geprüft. Es geht zum einen darum, eine schlagkräftige Landesauswahl zu bilden, die dann in zwei Jahren an der DHB-Sichtung in Kienbaum teilnehmen wird, wenn es dann zum Abschluss eines langen Sichtungsprozesses darum geht, Spielerinnen für die U16-Nationalmannschaft zu rekrutieren.
Schon der erste Schritt dieses langwierigen Auswahlverfahrens, war diesmal eine besondere Herausforderung. Denn: Im Zuge einer Strukturreform, die zum 1. Juli umgesetzt wird, hat der HVNB seinen Zuschnitt von einst 13 auf nun fünf Regionen verändert. Das zieht auch gravierende Änderungen für die Auswahlarbeit nach sich. Und der weibliche Jahrgang 2011 war als Pilotprojekt dazu auserkoren, als erstes das veränderte Auswahlverfahren zu durchlaufen. Und da die Handballregion Bentheim-Emsland (HRBE) mit Ems-Jade und West-Niedersachsen zu einer Großregion zusammengefasst wurde, musste aus drei Teams eine gemeinsame Auswahl geformt werden.
Aus drei Regionsauswahlen wird ein Team
„Wir sind im Oktober vergangenen Jahres mit fast 40 Mädchen angefangen“, erinnert sich Maik Kießlich, der gemeinsam mit Alexandra Kowalski die Aufgabe übernommen hat, die drei Kader zusammenzuführen. Das Duo aus Damme und Mühlen hat zuvor Auswahlteams der alten Region West-Niedersachsen trainiert, die auch Namensgeber der neuen Großregion ist.
Einmal im Monat sammelten Kießlich und Kowalski ihre Schützlinge um sich, zuletzt in Cappeln bei Cloppenburg. „Das liegt zentral und ist für alle in etwa gleich gut zu erreichen“, erklärt Kießlich. Das Trainer-Duo musste nun in Training und Testspielen immer weiter aussieben, bis am Ende nur noch 16 Spielerinnen übrig waren. „Da fließen auch schon mal Tränen“, sagt der Coach. Aber es habe auch Spielerinnen gegeben, die von sich aus aufgehört hätten, weil ihnen der Aufwand zu groß geworden sei. Die Ansprüche an die Spielerinnen sind groß, nicht nur handballerische Fähigkeiten sind gefragt, sie müssen Athletiktests absolvieren, die Ausdauer schulen, sogar einfache turnerische Übungen bestehen und daheim Hausaufgaben erledigen.
Zusammengehörigkeitsgefühl über Vereinsgrenzen
Die Grafschafter Gruppe hat den Aufwand auch gemeistert, weil sich die Eltern stark engagiert und zusammengetan haben und zum Beispiel Fahrgemeinschaften gebildet haben, um ihre Schützlinge zum Training und zu den Testspielen zu bringen. So entwickelte sich über Vereinsgrenzen hinweg ein enges Zusammengehörigkeitsgefühl. Dass gleich vier Klubs aus dem Kreisgebiet Spielerinnen für die Regionsauswahl entsenden, wertet Kießlich als „ein gutes Zeichen“, denn: „Das zeigt, dass da auch in der Breite viel gemacht wird.“
Nun wartet auf die 16 Spielerinnen und das Trainer-Duo am 30. April und 1. Mai eine aufregende Sichtung mit Spielen gegen die anderen Auswahlen, ausgeklügelten Trainingseinheiten mit den Trainern des HVNB und einigen Besonderheiten. Zum einen bedarf es für den 30. April einer Freistellung von der Schule. Zum anderen, erklärt Kießlich, sei es der erste Jahrgang, der in Hannover übernachte, auch um zu sehen, wie die Mädchen fernab von Eltern und zu Hause zurechtkommen. In der Akademie des Sports werden die Teams in Doppelzimmern untergebracht und in dem Komplex am Ferdinand-Fricke-Weg 10 befinden sich auch zwei Sporthallen und die Mensa, in der die Mahlzeiten eingenommen werden.
Höhepunkt und Abschluss auf Regionsebene
Es ist der Höhepunkt der bisherigen Auswahlarbeit in den Regionen und für diesen Jahrgang auch der Abschluss auf dieser Ebene. Diejenigen, die den Sprung in den Kader der Landesauswahl schaffen, werden dann regelmäßig beim Stützpunkttraining gefördert und gefordert. Für Spielerinnen aus der Grafschaft wäre das Bissendorf. Aber auch wer im ersten Anlauf den Sprung in die HVNB-Auswahl verpasst, muss seine Auswahlkarriere nicht unbedingt abhaken. Kießlich: „Es gibt immer auch die Möglichkeit des Nachrückens.“